Internet

Wofür brauchen Flüchtlinge Internet?

  • Kontakt nach Hause oder zu Freunden irgendwo in der Welt
  • Informationen aller Art
  • Lernen, Übersetzungsdienste
  • Arbeitssuche
  • Wohnungssuche
  • Unterhaltung

Internet per Handy bzw Internet-Stick

  • funktioniert je nach Gebäude, Ort und Netz verschieden gut
  • relativ teuer (meist Grundgebühr zzgl. Datenvolumen-Paket)
  • langsam, außer es gibt HSDPA oder sogar LTE
  • Drosselung nach Erreichen einer bestimmten Datenmenge
  • Verträge sind Kostenfallen!
  • Prepaid möglich
  • Meistens individuelle Lösung, jeder zahlt für sich selber
  • Ein LTE WLAN-Router (mit Außenantenne) könnte für mehrere Nutzer eine brauchbare Lösung sein

Internet per Satellit

  • Keine Änderungen am Anschluss des Hauses
  • Auch ohne Mindestlaufzeit möglich:
    http://www.skydsl.eu/de-DE/Satelliten-Internet/tariff/skydsl2p
  • Anbieter: SkyDSL, Eutelsat, andere?
  • Preise vergleichbar mit DSL über Telefonkabel
  • Geschwindigkeit in der Praxis oft nicht so hoch wie versprochen
  • teilweise Drosselung nach Erreichen einer bestimmten Datenmenge
  • Es sollten alle in der Unterkunft beteiligt werden, damit es keinen Streit gibt: jeder bekommt den Zugang zum WLAN, und jeder zahlt mit.

Internet per Leitung

  • DSL wäre an den meisten Orten vermutlich die schnellste und billigste Lösung
  • Verträge sollten über einen Einheimischen laufen
  • Man könnte einen Hotspot auch in einem Nachbargebäude betreiben
  • Es gibt Monatsverträge
  • Haftungsfragen haben sich mit Ende der „Störerhaftung“ im Herbst 2017 erledigt (davor gab es technische Lösungen)
  • Es sollten alle in der Unterkunft beteiligt werden, damit es keinen Streit gibt: jeder bekommt den Zugang zum WLAN, und jeder zahlt mit.

Verbot durch das Landratsamt

Siehe Leitfaden für Ehrenamtliche (PDF), Seite 18:

Internet steht in den Unterkünften nicht zur Verfügung. Es dürfen keine Internetverträge für die Unterkunft abgeschlossen werden.

Das ist eine Entscheidung des Landratsamts Aichach-Friedberg als Mieter der Unterkünfte. Landrat Dr. Metzger begründet dies vor allem mit der Gleichbehandlung aller Flüchtlinge.

Die Regierung von Schwaben macht den LRAs keine Vorschriften in der Hinsicht (siehe den Zeitungsartikel unten).
Die Regierung betreut die Gemeinschaftsunterkünfte, dort bietet sie keine eigenen Internetzugänge an. Allerdings ist es im Einzelfall möglich, dass z.B. in einem angemieteten Hotel vorhandene Infrastruktur auch genutzt werden kann. Es für die Regierung dann eine Einzelfall-Entscheidung zwischen dem Hausbesitzer / Vermieter und denjenigen, die einen DSL-Vertrag abschließen möchten.

In anderen Landkreisen in Schwaben ist es ohne Probleme möglich, für dezentrale Unterkünfte DSL-Verträge zu bekommen.

Presse zum Thema: Im Asylbewerberheim gibt’s kein Internet im Wittelsbacher Land – Aichacher Nachrichten, 23. 2. 2016

In der Praxis duldet das Landratsamt (Stand Sommer 2017) Funklösungen über das Handynetz. Diese sind aber wegen der unterschiedlichen Netzabdeckung nicht in allen Unterkünften möglich. Damit entsteht eine neue Ungleichheit.

Mögliche Bedenken

  • Wer zahlt?
    • Die Person, die den DSL-Vertrag abgeschlossen hat, ist verantwortlich für die Bezahlung des Anschlusses. Diese Person ist nicht das Landratsamt.
    • Asylbewerber sollten keine Internet-Verträge abschließen (auch wenn manche Anbieter das ermöglichen):
      Unsicherheit bei der Aufenthaltsdauer, Problem regelmäßige Abbuchung vom Konto.
    • Ein Einheimischer bzw. ein Asylkreis könnte den Vertrag abschließen, also in Vorleistung gehen.
    • Für größtmögliche Flexibiliät gibt es Verträge ohne Mindestlaufzeit (=Monatsverträge)
  • Wer haftet, z.B. bei Urheberrechtsverletzungen (Tauschbörse)?
    • Die so genannte „Störerhaftung“ war bis vor kurzem eine deutsche Besonderheit. 2017 wurde sie wieder abgeschafft (siehe Wikipedia: Störerhaftung)
  • Es kann Streit geben, wenn einzelne Internet haben und andere nicht.
    • Deshalb sollte ein WLAN für alle Bewohner der Unterkunft zugänglich sein. Natürlich sollten sich dann auch alle an den Kosten beteiligen.
    • In manchen Dörfern geht DSL technisch nicht. Das betrifft aber auch die Einheimischen.

Wie schaut es anderswo aus?

Deutschlandweit aktiv sind die „Freifunk“ -Initiativen. Diese bauen freie, unabhängige und nichtkommerzielle Funknetze auf, indem Privatleute ihren Internetzugang öffentlich erreichbar machen. Es profitieren also alle Menschen im Ort. Auch Asylunterkünfte wurden schon ans Netz gebracht. Hier eine unvollständige Übersicht.

Die Freifunk-Gruppe in Augsburg hat in Zusammenarbeit mit der Volldabei Initiative die GU Calmbergstraße mit Internet versorgt. Blog-Artikel hierzu:

Freifunk Augsburg: Voll vernetzt mit Volldabei
Initiative Volldabei: Freifunk verbindet

BR, 31. 8. 2015: Beitrag über Refugees online und Freifunk

Internet für Flüchtlinge: Gar nicht so einfach, Gutes zu tun – Spiegel, 21. 7. 2015

Ohne Freiwillige kein Internet – Zeit, 1. 10. 2015

 

Der Verein „Refugees onlinewww.refugees-online.de aus Gilching hat Internetzugänge und Computerräume eingerichtet für die Erstaufnahmeeinrichtung am Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck und in der Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Germering (WLAN per DSL). Noch im Spätsommer wird die Erstaufnahmeeinrichtung in Regensburg dazukommen. Der Verein bietet auch an, Helferkreise zum Thema Internet zu beraten.

BR, 31. 8. 2015: Beitrag über Refugees online und Freifunk

SZ, 6. 7. 2015: Internetzugang für Flüchtlinge: Kampf um Anschluss

In dem Artikel wird „Refugees Online“ vorgestellt, aber auch andere Versuche. Zum Beispiel haben sich Helfer in Taufkirchen an der Vils einen kleinen Trick ausgedacht: „Die Unterkunft wird vom Landratsamt gepachtet, da kommen wir nicht ran. Aber die Garage im Haus ist nicht vermietet, da werden wir unseren Router hinstellen“.

 

Landsberger Tagblatt, 20. 8. 2015: Ein Missverständnis mit Folgen
Im Landkreis Landsberg (Oberbayern) wurde beschlossen, in allen Unterkünften einen Internetanschluss einzurichten. Angefangen wird mit zwei abgelegenen Unterkünften:

Ende Juli wurde daher zunächst nur beschlossen, in den abgelegenen Unterkünften in Bischofsried und Obermühlhausen mittels SkyDSL die Voraussetzungen für einen Internetanschluss zu schaffen.

 

In Langweid (Landkreis Augsburg, Schwaben) wird gerade eine Internetlösung mit Zugangssystem der Firma Hotsplots eingerichtet. Zuerst wird der Schulungsraum, das Erdgeschoß und der Eingangsbereich versorgt. Das Ticketsystem ermöglicht rechtliche Sicherheit und Kostenbeteiligung durch die Nutzer. Die Inbetriebnahme erfolgt mit Gestattung des Landratsamtes, die Beauftragung wird privat aus dem Helferkreis organisiert.

In Meitingen (Landkreis Augsburg, Schwaben) wurden mehrere öffentliche WLAN-Hotspots von der Gemeinde eingerichtet. Diese werden auch gerne von Asylbewerbern genutzt, schreibt die Augsburger Allgemeine

Die GU in Memmingerberg (Landkreis Unterallgäu, Schwaben) hat freies WLAN. In den meisten dezentralen Unterkünften dort haben sich die Asylbewerber selbst zusammen Internet organisiert, in einer Unterkunft wird es vom Asylkreis zur Verfügung gestellt.

Zorneding (Landkreis Ebersberg, Oberbayern) hat Internet im Schulungsraum und auch das Containerdorf soll versorgt werden.

 

Das Land Baden-Württemberg wird alle Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge mit kostenlosem WLAN versorgen, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Im Schwarzwald-Baar-Kreis (Villingen-Schwenningen und Umgebung) wird in allen Gemeinschaftsunterkünften WLAN vom Landratsamt umsonst angeboten, sagt http://asylhelfer.freeforums.net/post/35/thread


Technische Überlegungen

DSL-Anschluss

Inhaber sollte am besten ein Einheimischer sein. Idealerweise wäre der Anschluss im Haus, eventuell könnte es aber auch ein nahegelegenes Nachbargebäude sein.

Nicht jeder Anbieter kann an jedem Ort DSL liefern. Die theoretische Verfügbarkeit kann man vorher auf den Websites überprüfen, endgültig wird es durch den Techniker vor Ort getestet. Zum Anschließen muss der Techniker ins Haus kommen und an die Telefonleitung hin können.

Mögliche DSL-Anbieter:

www.mnet.de

  • „kleiner“ Anbieter mit eigenem Netz (Telekom-unabhängig), meistens recht guter Support
  • nicht überall verfügbar
  • Vertrag ohne Mindestlaufzeit möglich, Kündigungsfrist 6 Wochen
    Tarifübersicht „Surf-Flats“

www.congstar.de

www.1und1.de

  • kürzeste Laufzeit: 3 Monate
  • Support-Qualität unbekannt