Tipps für den Anfang

Bitte Anregungen, Korrekturen und Ergänzungen mailen oder ins Forum schreiben.
Hinweis: Diese Tipps wurden 2015 zusammengestellt, einiges hat sich seitdem geändert.

Das Landratsamt hat die wichtigsten Informationen in eine Broschüre gepackt:
Leitfaden für Ehrenamtliche 2018-11 (PDF)

Vom Flüchtlingsrat Niedersachsen gibt es eine hilfreiche Checkliste Flüchtlingsaufnahme (PDF). Vieles daraus wird auch in Bayern anwendbar sein.

Pro Asyl hat eine Broschüre „Herzlich Willkommen! Wie man sich für Flüchtlinge engagieren kann (PDF)“ herausgegeben, dort finden sich eine Menge sehr gute Tipps und Anregungen.

Die Asylhelfer im Landkreis Dachau haben ebenfalls eine Liste mit ersten Fragen und Antworten.


In einer Gemeinde sollen demnächst Asylbewerber untergebracht werden.
Einige Leute möchten einen Asylkreis gründen. Was kommt auf die Leute zu?

Wie und wann kommen die Asylbewerber an?

Das Landratsamt teilt der Gemeinde normalerweise 2 Tage vorher mit, wenn Asylbewerber kommen sollen.
Allerdings heißt das dann nicht automatisch, dass am Tag x auch wirklich die genannte Zahl Asylbewerber ankommen. Oft bekommen die nämlich in ihrer „Erstaufnahmeeinrichtung“ ein Zugticket und eine Adresse in die Hand und sollen dann alleine herfinden.
Manchmal wird aber auch ein Bus gemietet der dann eine größere Anzahl Flüchtlinge auf einmal zur neuen Unterkunft bringt. Das versucht die Ausländerbehörde vor allem beim Erstbezug einer neuen Unterkunft.
Manchmal dauert es trotz Ankündigung noch einige Wochen, bis alle da sind.

Wer kommt in unsere Unterkunft?

Das weiß erstmal niemand. Auch das LRA erfährt erst kurzfristig, wer zu „verteilen“ ist. Die Anzahl der Plätze bestimmt neben dem LRA auch der Vermieter. Manchmal können auch Wünsche des Vermieters wie „nur Familien“ oder „nur Frauen“ berücksichtigt werden.
Das LRA versucht, in eine Unterkunft mehrere Menschen aus dem gleichen Land unter zu bringen. Diese Leute kennen sich in der Regel noch nicht vorher.

Wie wird das Haus ausgestattet? Sollten wir was besorgen?

Die Erst-Ausstattung mit dem Nötigsten macht das LRA (evtl. zusammen mit der Caritas)
Jeder Flüchtling bekommt ein Bett mit Bettzeug und einen Spind mit Schloss, auch das allernötigste Geschirr.
Jedes Zimmer bekommt einen Kühlschrank.
In der Praxis zeigt sich, dass oft mehr und größere Töpfe benötigt werden, und dass Gefriertruhen sehr praktisch sind.

Jede Unterkunft soll einen Fernseh-Anschluss haben. Receiver und Fernseher müssen privat organisiert werden.

Es gibt keine Vorschriften bezüglich der Kochgelegenheiten. In der Praxis teilen sich ca. 10 Asylbewerber einen Herd.

Waschmaschinen und Trockner werden vom LRA gestellt.

Zur Ausstattung sollte ein Notruf-Telefon gehören, mit dem keine normalen Telefonate möglich sind.

Ein Internetzugang ist nicht vorgesehen, DSL wird vom LRA verboten. Mehr…

Das LRA bringt Briefkästen an (das kann aber ein wenig dauern…)

Eine „Infotafel“ im Flur oder in der Küche ist eine gute Idee.
Erstausstattung: Ortsplan mit den wichtigsten Adressen eingezeichnet (gut auch als Willkommensgeschenk), Plan vom Landkreis, Busfahrpläne, Telefonnummern, Termine Deutschkurse.

Mülltrennung ist ein sehr deutsches Phänomen.
Es hat geholfen, Fotos von Papier, Plastik, Biomüll, … an die entsprechenden Mülleimer zu kleben und auch an die Tonnen.
Die Entsorgungsbetriebe Essen bieten Handzettel zur Mülltrennung in verschiedenen Sprachen zum Download.

Was können wir schon vor Ankunft der Flüchtlinge machen?

  • Asylkreis organisieren, Unterstützer finden.
    Arbeitskreise: Sprachunterricht, Sachspenden, Behördenkontakte, Fahrdienste, …
  • Kontakt zu Ärzten, Gemeinde, LRA, Kirchen, Vereinen aufnehmen
  • Kontakt zu Hausmeister der Unterkunft
  • Sobald bekannt ist, woher die neuen Bürger kommen, nach Dolmetschern / Sprachmittlern umsehen:
    Sehr wahrscheinlich ist in jeder Gruppe jemand dabei, der Englisch kann. Aber für viele Dinge sind gerade am Anfang Helfer gut, die direkt Deutsch in die Muttersprache(n) übersetzen können – zum Beispiel Asylbewerber, die schon länger hier sind.
  • Vernetzung mit anderen Asylkreisen
  • Gibt es ein Budget?
  • Potentielle Arbeitgeber anfragen
  • Sachspenden sammeln.
    Vor allem Fahrräder sind auf dem Land dringend nötig. Die Räder könnten mit Namensaufklebern oder Aufklebern mit der Adresse der Gemeinde versehen werden. Die Caritas hilft auch bei Fahrrädern. Es hat sich auch bewährt, dass Fahrräder nicht verschenkt werden, sondern z.B. mit einem neuen Schloß zusammen für den Preis des Schlosses verkauft werden.
    Von der Erstaufnahme wurden alle mit etwas Kleidung ausgestattet. Das ist allerdings nicht immer passend für die Jahreszeit. Schenken von Kleidung klappt nicht immer, Kleidung ist etwas sehr individuelles. Kleiderspenden sollten am Besten an die Caritas gehen, im Sozialkaufhaus kann sich dann für wenig Geld jeder selbst aussuchen, was er möchte.

Jetzt stehen hier die Flüchtlinge, was machen wir als Erstes?

Sich freundlich vorstellen 🙂

Beim Erstbezug einer neuen Unterkunft ist immer jemand von der Caritas oder der Ausländerbehörde vor Ort.
Oft ist als erstes Einkaufen nötig, also eine Fahrt zum Supermarkt. Die Neuankömmlinge sollten etwas Bargeld bekommen haben.

Am Anfang sind einige Behördengänge zu erledigen: Meldung beim Einwohnermeldeamt, Kontoeröffnung bei der Bank, Kinder bei Schule bzw. Kindergarten anmelden…
Hier sind oft Dolmetscher / Sprachmittler hilfreich.

Ein Willkommensfest für die ganze Nachbarschaft ist eine großartige Idee. Es sollte aber erst nach Ankunft aller Asylbewerber geplant werden.

Inzwischen können auch Asylbewerber eine Haftpflichtversicherung abschließen. Hier könnten die Helfer Sinn und Zweck erklären, und evtl. ein Angebot einholen.

Wie geht das mit dem Taschengeld?

Ein alleinstehender Asylbewerber, der noch keine 15 Monate hier ist, bekommt monatlich ca. 320 Euro. (AsylbLG §3)
Das ist der „Regelbedarfssatz 1“: 145 Taschengeld, 219 für den Lebensunterhalt (Nahrung und Kleidung), davon abgezogen Energie- und Wohnkosten sowie eine Medikamenten- und Rezept-Pauschale.

Das LRA will, dass alle Asylbewerber ein Konto bekommen, damit das Geld überwiesen werden kann. Die Kontoeröffnung werden die wenigsten Flüchtlinge alleine hinbekommen, hier wäre also Hilfe sehr sinnvoll.

Ein Konto kostet bei der Sparkasse 6 Euro im Monat. Es wird immer ein Guthabenkonto sein, d.h. keine Überziehung möglich.
Mittels Konto-Karte und Unterschrift kann auch ohne Überprüfung des Kontostandes gezahlt werden. Auch Abbuchungen (Mobilfunkvertrag…) sind möglich. Dann kann es sein, dass eine Buchung fehlschlägt und es Probleme gibt.

Wie schaut es mit der Gesundheitsversorgung aus?

Am Besten schon vor Ankunft mit dem Arzt sprechen.
Für die ersten 15 Monate in Deutschland ist das LRA für die Krankenversorgung zuständig, danach kommen die Asylbewerber in die normale Krankenversicherung.

Mehr Infos…

Wie organisiert man einen Sprachkurs?

Sprachkurse sind für Asylbewerber gesetzlich nicht vorgesehen. Erst anerkannte Flüchtlinge sind verpflichtet, einen „Integrationskurs“ zu besuchen. Um in der oft langen Zeit während des Asylverfahrens schon Deutschkurse zu ermöglichen, springen Ehrenamtliche ein.

Mehr Infos: Seite „Sprachunterricht

Was für Konflikte untereinander sind zu erwarten?

Wenn viele Menschen auf engstem Raum zusammenleben müssen, sind Konflikte vorprogrammiert. Nur weil man aus dem selben Land kommt, muss man sich nicht leiden können – und Menschen aus verschiedenen Ländern haben noch mehr Konfliktpotential.

Manchmal gibt es unterschiedliche Auffassungen vom Kochen und Essen. Da hilft es, wenn genügend Kochgeschirr da ist, idealerweise mit Namen versehen.

Ein Putzplan kann Streitereien wegen der Sauberkeit verringern.

Wenn nur ein Fernseher da ist, kann es Stress wegen dem Programm geben. Idealerweise sind gleichsprachige Leute in einem Zimmer und jedes Zimmer hat einen Fernseher.

Wie können Asylbewerber Geld verdienen?

  • Von Anfang an: Gemeinnützige 1,05-Euro-Jobs, maximal 80 Stunden im Monat.
    Beispiel: Bauhof, Kirche, Wohlfahrtsverbände, Feuerwehr. Die Arbeit muss „zusätzlich“ und „im öffentlichen Interesse“ sein.
  • Nach 3 Monaten können sie eine Arbeit aufnehmen. Das muss genehmigt werden, „nachrangiger Zugang zum Arbeitsmarkt“.
  • Mehr Infos siehe Arbeiten – aber wie?

Wie können wir die Flüchtlinge integrieren?

  • Zu Vereinen einladen (In Sportvereinen sind alle Asylbewerber durch den BLSV versichert.)
  • In die Kirche mitnehmen
  • Ausflüge unternehmen (Residenzpflicht in den ersten 3 Monaten beachten!)
  • Miteinander kochen, essen, musizieren
  • Kinder miteinander spielen lassen
  • Kleinkinder können in die Krippe oder den Kindergarten. Ältere Kinder kommen in die Schule oder evtl. in die Berufsschule. Mehr dazu…

Wo wird im Alltag oft Hilfe benötigt?

  • Mobilität: Fahrten zum LRA, zum Einkaufen, evtl. zum Arzt.
  • Busverbindungen erklären.
  • Busfahrkarten sind teuer, deshalb wird sehr viel mit dem Rad gefahren. Also am Anfang vielleicht Wege zeigen, die später mit dem Rad gefahren werden.
  • Verkehrsregeln erklären, besonders für Fahrradfahrer.
  • Ticket-Automaten erklären, Streifenkarte erklären.
  • Übersetzen von Briefen aller Art. Vor allem die Behördenbriefe müssen erklärt werden.
  • Termine ausmachen und erklären (LRA etc).
  • Zur Kontoeröffnung begleiten. Geldautomat und Kontoauszugsdrucker erklären.
  • Bei der Arbeitssuche helfen.
  • Beraten, ohne zu bevormunden — Hilfe zur Selbsthilfe
  • Davor warnen, irgendwas zu unterschreiben: Oft werden Flüchtlinge übervorteilt.
    Beispiel: Handy-Verträge sind schlecht